Erprobungserfahrungen
Während der Testläufe fiel jedoch auf,
dass die direkte Montage der Vergaser an den Zylindern
einen großen Nachteil hat, da nämlich bei sehr
magerer Einstellung die Hitze vom Zylinderkopfbereich
direkt die Vergaser- gehäuse erhitzt. Das führt
zur Blasenbildung im Treibstoff und zu einer quasi
falschen Vergasereinstellung, da dann das Gemisch
nicht mehr stimmt und der Motor letzlich abmagert und
stehen bleibt. Als Folge davon wurde wieder die
Vergaserkrümmer verwendet.
Als weitere Besonderheit bei diesem
Motor ist der
Umbau der Lagerung am Zylinderkopf zu erwähnen. Da die
Stahl-Gleitscheiben bereits bei beiden Motoren sehr abgenützt
waren wird ein Umbau auf die Lagerung wie bei den Motoren mit
dem Zusatz "Spezial" durchgeführt.
Die Ersatzteile dazu kommen
aus Amerika (Fa. MECOA), wo die Motoren und Ersatzteile noch
heute ange- boten werden. Die Ersatzteile passen genau und damit
kommt theoretisch ein Leistungszuwachs zustande.
Die ersten Probeläufe mit einer Graupner 3-Blatt 14x7 kamen auf
ca. 6500 U/Min, ein noch akzeptabler Wert. (Zum
Vergleich dreht mit dem selben Prop ein 20 ccm OS
Viertakter ca. 8000 bis 8500 U/Min oder ein Magnum
15 ccm Zweitakter 8500 U/Min). Bei anstehender
Volllast über einige Minuten brach die Drehzahl etwas ein, der
Motor überhitzte; die Nachregelung verlief nicht befriedigend
und die hinten liegendeLager- schraube für das Kegelrad lockerte sich. Der Defekt
wurde durch Einkleben der Schraube mit Uhu-Plus- Endfest 300
behoben. Bei neuerlichen Test mit anderen Glühkerzen verbesserte sich das
Laufverhalten deutlich und mit einem Graupner
Zweiblatt 15x8 Prop
erreichte der Twin 7500 U/Min.
Harter Test im Modell
am Boden verursacht Motorschaden (Bilder siehe
unten):
Nun,
am Tag des ersten Laufes des Motors im Modell wollte ich einen
Härtetest machen, der die Festigkeit der Pleuellager bei hoher Drehzahl
zeigen sollte. Der Motor lief praktisch sofort an
und hatte mit dem neuen Auspufftopf mit einem angenehmen Klang.
In Minutenschritten steigerte ich die Drehzahl und ver-
suchte letztlich die Höchstdrehzahl mittels
Drehzahlmesser zu kontrollieren. Mit dem kleinen Graupner
2-Blatt 12x5 Prop wurde eine
Höchstdrehzahl von 12.300 U/Min erreicht.
Mehr
Details über den kompletten Bau eines HP Flat Twin siehe
auch:
Baubericht HP Flat Twin
Der
Motorcrash
Während der bewusst herbeigeführten Magereinstellung des Motors kam es dann zum Desaster.
Ein Kolben oder der Drehschieberbrennraum rieb sich an und der Motor steckte und es
brachen durch den aprupten Stillstand einige Zähne bei der
Steuerungswelle. des überhitzten Zylinders. Nach Öffnung des Motors war
festzustellen, dass von einem Königswellenrad
beim Kurbeltrieb einige Zähne fehlten und sich im Gehäuse
krass verteilt
hatten. Dabei fiel wohl ein Zahn in eine Motagebohrung in
der Zylindergarnitur
und schlitzte den Kolben auf und deformierte ihn ein wenig; er
ließ sich nicht ausbauen.
Weiters war
festzustellen, dass durch die Überhitzung im Zylinderkopf
sich die Lagerung des rotierenden Brennraumes
gelockert und verdreht hat, sodass damit auch die
Steuerzeiten nicht mehr gepasst hätten. Zusammengefasst
heißt das, dieser Zylinder ist nicht mehr reparabel.
Der Motor könnte aus optischen Gründen in der
Twin-Bauform mit dem noch intakten Zylinder betrieben wer- den,
doch scheint das nicht sehr sinnvoll, außer das Modell
benötigt wegen des Schwerpunktes am Rumpf- bug
Gewicht. Daher wurde der Motor gereinigt und einen
vitrinenfähigen Zustand mit roten Zylinderkopfdeckeln versetzt.
Nun kann man ihn wie bei Ferarri üblich, auch als
"Testarossa" bezeichnen. - Im Zuge von Tauschge- schäften
überließ ich den Motor später einem Freund.
Neuerdings
kam mein Freund mit dem zerlegten Motor daher zu dem er
eine neuen Motor VT 49 dazube- schafft hat und
bat mich, wenn möglich den Motor mit den Neuteilen zu
komplettieren und lauffähig zu machen. Ich
zweifelte ob ich das kann, denn das Hauptproblem ist die
Lagerung des Zentralzahnrades. Hierfür muss das Gehäuse
leer mit der anderen Hälfte montiert werden und am
Motorende die Abfräsung für die Zahnradlage- rung
am Neuteil hergestellt und angepasst werden. Das
geht noch, doch dann käme die Herstellung der Boh- rung
für die Lagerung und das Schneiden des Gewindes, was mir
aber Sorgen bereitet, ob ich das ordentlich hinbekommen
kann. - Ich befürchte, dass dann die genaue
Zentrierung des Lagergewindes verloren gehen könnte.
Wenn das dann nicht passt, ist der neue Motor auch kaputt,
denn mit dem Loch im Gehäuse wird der nicht mehr
zu gebrauchen sein. Alsodazu muss ich mich noch schlau
machen......, denn dem Freund schwebt vor, den
Motor wieder laufen zu lassen, wenngleich er keinen
neuerlichen "Härtetest" plant.
Ein
"Testarossa" entsteht
Nachdem
der Motor wegen der fehlenden Königswelle nicht mehr
betriebsfähig war, wurden die Schäden am Gehäuse
und den schadhaften Teilen behoben und optisch behübscht,
der Motor gereinigt und alle Kolben wieder
eingebaut. Um ihn für die Letztverwendung Vitrine optisch
schöner aussehen zu lassen, wurden die Zylinderdeckel
rot lackiert. Der Testarossa war geboren. (So etwas gibt
es bekanntlich ja auch bei Ferrari).
Die
Reparatur
Mein mit dem Motor
von mir beschenkter Freund kommt zu mir mit einem Haufen
Motorteile. Es stellt sich heraus, erhat den
eigentlich für die Vitrine gedachten Motor zerlegt. Und
weil das ja so einfach ausschaut, hat er sich
gedacht, ich repariere mir den Motor selber, denn der
Verschenker übertreibt wahrscheinlich ein wenig
die Schwierigkeiten um den
Bau des Motors, das ist ja doch ganz einfach. -
Zuerst besorge ich einen guten Motor und dann schraube
ich die Teile einfach wieder zusammen. Und wenn das
fertigt ist, läuft der Motor wieder.
Da
ich bei meinen "Freund" das Gefühl habe, dass er
ein guter Rechner ist, lag für mich nahe, dass er mit
dem Gedanken spielen könnte, den Motor
irgendwann zu Geld zu machen (nach heutiger
Preislage bei ebay könnte er zwischen 500 und
600.- Euro dafür erzielen). Darauf angesprochen
versicherte er mir, dass der Motor nur in die
Vitrine kommt. Er möchte damit aber sein Antikmodell aus
1939 bestücken, mit dem er nur wenige Flüge pro
Jahr bestreiten möchte. Daher soll der Motor doch wieder lauffähig
gemacht werden. Na
gut, mag sein, denke ich, aber ich werde die Reparatur
nicht übertreiben und groß fräsen, bohren gewindescheiden
usw., sondern nur das reparieren was unbedingt nötig ist,
damit er eben wieder brauchbar läuft. Dafür
sollten die alten Motorgehäuseteile und Laufbüchsen
ausreichen. Sein Unvermögen, abzuschätzen
was in so einem Motor steckt und passiert, ließ ihn (ich
vermute ja jemand anders) frohen
Mutes ans Zerlegen gehen. Nun, er zerlegte alles was zu
zerlegen war, nicht darüber nachden- kend,
ob das sinnvoll ist und vorallem nicht beachtend, wie und
wo manches zuvor eingebaut war.
Für ihn ist ein Kolben mit einem Pleuel rund und daher ist es wurscht wie es eingebaut gehört. So hat er
auch alle Kolben ausgebaut, ohne auf die wichtige Einbaulage
zu achten und diese zu markieren.
Bei dem
Crashzylinder habe ich seinerzeit die defekte Königswelle
ausgebaut, da ja das untere Zahnrad zer- stört war (siehe
Bild unten). Unglücklicher
Weise gelang ihm, aus dem neuen Motorgehäuse die Welle
auszu- bauen und in das beschädigte alte Zylindergehäuse
einzubauen. Bei den Teilen gab er mir ganz ergriffen das
neue Motorgehäuse, in der Meinung, dass
schraubst eben jetzt drauf, ohne zu wissen
wieviel Arbeit eine Anpas- sung an den Twinmotor mit
sich bringen würde.
Gut,
ich erkenne an der neuen, im Crashgehäuse eingebauten
Königswelle keinen Fehler und gehe davon aus, dass das
so in Ordnung ist. - Vermutlich hat er jemand "Guten"
gefunden der ihm gesagt hat den Motor locker
wieder in Schuss zu bringen zu können, dem das dann doch über den
Kopf gewachsen ist. - Ich meine mich auch zu erinnern,
dass mich mal jemand (nicht meine "Freund") betreffend Königswellen Ein-, Aus- und
Umbau angemailt hat.... Naja ....., mir soll's recht sein.
Beschreibung
der einzelen Teile und Handgriffe, die für die künftige Motorfunktion wichtig sind:
Da ein neuerlicher Ausbau der Königswelle für mich
nicht infrage kommt, verwende ich daher natürlich das alte Gehäuse. Die
zwar angekratzte Zylinderlaufbüchse weist im Nutzbereich
überall einwandfreie Verchro- mung auf, sodass ich
sie belassen werde. Anstelle des alten ramponierten
Kolbens und des rotierenden Brenn- raumes wird jeweils der neue
Teil eingebaut und dann läuft die Sache wieder. Der
Vorteil dieser Aktion ist, dass ich mir das mühsame
Ausbohren und -fräsen der Schraublöcher im neuen Gehäuse
ersparen kann - und dass mein Freund dieses Gehäuse noch
am Ersatzteilmarkt verkaufen könnte. Auf der
Aussenansicht vom Zylindergehäuse unten sieht
man, dass Distanzscheiben aufgeklebt (UhU Plus Endfest 300)
werden mussten, da die Gehäusewand durch die Fräsung ein
wenig durchbrochen wurde.
Weiters erspare ich mir die
Neufertigung der Lagerung für das Tellerzahnrad, denn ich
hatte sie bei der Version vor dem Erstlauf des
Motors bereits halbseitig mit Sekundenkleber dick eingeklebt. Sie ist
OK und verwendbar und ich spare dadurch viele
Stunden heikler Arbeit. Nachdem bei der Zerlegung das
Feingewinde verletzt worden sein dürfte, wurde
zur Sicherheit die Lagerwelle mit UHU-Plus-Endfest-300
eingeharzt. Das sollte gut halten. - Lockert sich die
Lagerwelle im Betrieb, muss man sie durch eine neue mit einem größerem
Gewinde- durchmesser (M8X1 besser M8x0,5) ersetzen.
Zur Distanzierung des Zahnspiels
wurde eine Büchse zwischen Gewindeansatz und Tellerrad
ergänzt. Die
Bilder zu der Lagerung zeigen die Situation mit dem
eingebauten Tellerzahnrad und dem Kurbelzapfen.
Mit den Stahlscheiben wird das Spiel zwischen dem
Kurbelzapfen und dem Tellerzahnrad eingestellt; es beträgt einige
Zehntelmillimeter. - Auf den Bildern unten ist die
Einbausituation des Tellerzahnrades bis hin zur
Distanzierung zu sehen. Der rotierende Brennraum des
neuen Motors wird im alten Gehäuse eingebaut. Er passt
natürlich, wird aber vielleicht eine gewisse
Einlaufzeit bei den Distanzscheiben im Zylinderdeckel brauchen. Auf einem Bild unten
ist die Einstellung des Brennraumdrehschiebers am
Ansaugkanal zu sehen, wie er einen Spalt weit offen ist.
Jeder Zylinder ist einzeln einzustellen. Ähnlich breit sieht das auch am Auspuff- kanal aus. Sind an
beiden Ports Öffnungen zu sehen, dann passt die Einstellung. Ist der Drehschieber
um einen Zahn falsch eingehängt, sieht das deutlich anders
aus. Bedingt durch die
Lage der Zylinderbohrung mussten bei diesem Motortyp neben den auf
Schaftdicke abge- frästen unteren Pleuelaugen
auch halbseitig eine obere Hälfte des Pleuelauges
abgefräst werden. Das Pleuel greift daher
geringfügig
aussermittig am Kolbenbolzen an. Beim Zusammenbau muss man
darauf achten. Diese
Einbausituation und die halbierte Pleuellagerfläche am
Kurbelzapfen sind für einen Alltagsmotor natürlich
unvorstellbar, für wenige Showeinsätze reicht es allemal.
Und den Crashtest haben sie auch überlebt.
Nach
einigen Stunden Arbeit war der Motor wieder komplett und
bereit für einen moderaten Prüfstandlauf.
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