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Als Freund alter, viel
geflogener und reparaturbedürftiger Flugmodelle, halte ich
Ausschau, wo ich diese alten, technisch nicht
sehr aufwendigen und gutmütigen "Gustostückerl"
finden kann. Durch einen Zufall kam ich mit einem alten Bekannten und
ehemaligen Klubkameraden ins Gespräch und er bot mir an, seine
letzten drei Motorflieger zu übernehmen. Ich hatte eine große Freude damit und danke
O. Czepa für das mir überlassene
"Erbe".
Es ist für mich
interessant und anspornend, alte Modelle wieder in
Schuss zu bringen. Dabei achte ich darauf,
dass der Originalzustand weitgehend erhalten bleibt.
Da die Modelle alle oft geflogen worden sind, weisen sie
eben kleine Dellen und Schäden auf und der Lack
ist vergilbt. Diese Abstriche von der Schönheit muss
ich hinnehmen. Auf die Flugsicherheit wird sehr geachtet
und alle relevanten Arbeiten zur Erhaltung der
Festigkeit usw. werden natürlich vorgenommen. Vorweg
kann ich sagen, dass sich der überschaubare Aufwand zur
Wiederinbe- triebnahme lohnt, denn die Modelle
fliegen sehr gut und unproblematisch. Trotz des
Alters von gut 40 Jahren fliegen sie auch 2016 wieder. Unten habe ich die ersten Fotos der
Modelle eingestellt, so wie sie sich nach der Entstaubung
gezeigt haben. In zwei Modellen sind noch Motore drinnen
und teil- weise auch noch Servos aus den frühen
80-ziger-Jahren.
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Modell "Schwips" , 3,5ccm |
Das
Modell "Schwips"
Das zweite
motorisierte Modell ist ein Tiefdeckermodell mit ca. 1,4m Spannweite.
Angetrieben wird es mit einem 3,5ccm Webra Motor.
- Wie bei der genauen Beschau des Fliegers
festgestellt werden konnte, wurde er noch in
Zeiten der 27 Mhz-Anlagen geflogen. Um 1968 gab es die
Varioprop 12, die auch eingebaut war. Beim Treibstoff war Rizinusöl als
Schmiermittel angesagt. Und die in 35 Jahren im Motor befindlichen
Rück- stände davon, machen sich deutlich bemerkbar.
Man
kann heute den Motor nicht durchdrehen, er steckt
quasi. |
Zuerst
wurde der Rumpf aller Einbauten entledigt, also die
alten grauen Graupner Servos ausgebaut, sowie der Tank entfernt und der
Motor samt dem Motorträger und Bugfahrwerksspant abgebaut.
So konnte auch die wichtige Frontpartie des
Rumpfes geprüft werden.
Als erste
größere Arbeit wurde
der Motor wieder instandgesetzt. Der Motor wurde
vorerst teilzerlegt und eine Woche lang in Spezialbenzin
(Lösöl) gelegt, der die Rückstände und Verharzungen lösen
sollte. Nein, das hat diesmal gar nicht funktioniert. Nur starkes
Reinigungs- und Entrostungsspray half bisher ein wenig.
Nur mit großer Mühe und mit verstärkter Erwärmung
des Gehäuses gelang mit "unmechanischen Mitteln", der
Ausbau der Laufbüchse. Das wurde auch dadurch
erschwert, dass sogar der Kolben an der Laufgarnitur ange- harzt
war. Schließlich war die Laufbüchse entfernt, dann
konnte der Kolben ausgebaut werden. Mit leichten
Schlägen auf einen auf der Kurbelwelle aufliegenden Holzklotz
ließ sich die Kurbelwelle ausbauen. Das vordere
Kugellager konnte mit einem Durchschlag von innen nach
außen geschlagen werden. Einzig das Hauplager stellte
sich als fast unlösbares Problem dar. Brutal. Nur die mehrfache
Anwendung eines starken Reinigungssprays und danach
die eines Kriechöles dürfte ermöglicht haben, dass sich
das Lager lösen ließ. Auch das Erhitzen der Lagerumgebung
brachte vorerst nicht das erhoffte Freigehen des Kugellagers.
Schließ- lich konnte mit einem Durchschlag, der durch die
Kurbelwellenbohrung zwischen Gehäuse und dem
Lagerring an mehreren Stellen angesetzt werden konnte,
das Lager herausgeschlagen werden. Anschließend
erfolgte eine Reinigung und wieder Verwendbarmachung der
diversen Motorteile.
Nachdem ich in meinem
Kugellager-Vorrat die notwendigen Kugellager liegen
hatte, konnten sie sofort einge- baut werden. Nach
dem Einsetzen der Lager und des Kolbens in
das erhitzte Gehäuse, konnte wieder die Laufbüchse
eingesetzt werden. Die Montage des Zylinderkopfes folgte
nach und anschließend konnte der Motor mit dem
hinteren Gehäusedeckel mit einer Aludichtung versehen, an den Bugfahrwerksspant
ange- schraubt werden.
Nun begannen die
Arbeiten zum Einbau neuer Servobretter. Wegen der
anderen Bauart der Servos musste die Anlenkung
der Servos in neuer Form erfolgen. Danach konnte das
Steuergestänge für das Bugrad eingehängt und der Motor
mit dem Fahrwerksspant angeschraubt werden. Das Servo
für das Gas konnte nur liegend einge- baut
werden, was ein wenig schwierig war. Auch das Servo für
die Querruder musste mit einem Mehraufwand an
Bastelei untergebracht werden, da der Abstand der
Gestänge an den Unterseiten der Servos für Höhe und Seite
zu greing war und die Gestänge streiften. Last not least musste ein Schwerpunkt
gefunden werden, sprich ein Ort für den Akku und den Empfänger.
Nach ein wenig Probieren ergab sich eine Lage die "gut
aussieht" und die Hoffnung besteht, dass damit
der richtieg Schwerpunkt eingestellt ist.
Interessant
ist eine E-Mail des Vorbesitzers, der mich vor dem Fliegerle
warnt, denn der Name "Schwips" käme nicht von
ungefähr. Er beschrieb mir, dass das Modell urspünlich
mit einem 6,5ccm HP-Motor angetrieben war. Der
Motor verlieh dem geplanten Eigenbau zum "locker Fliegen
nach der Arbeit-Modell" höllisches Flugverhal- ten
und Tempo. Wie betrunken verhielt sich das Modell in der
Luft. Bereits nach dem Erstflug wurde ein Webra 3,5ccm
Motor eingebaut, der den Flieger dann brauchbar werden
ließ. - Das alles macht mich natürlich noch mehr gespannt,
wie und ob das Modell bei mir zum Fliegen
kommt. Spannend
war auch die Befestigung des Prop und des Spinners. Da
die Kurbelwelle des Motors sehr kurz ist, wird
die Montage eines Graupner Super Nylon 8"x4" Props zum
Problem. Es stehen nämlich ohne jeglicher Unterlegscheibe
nur gut 3 Gewindegänge für die Befestigung des Props zur
Verfügung. Bisher hat es kein Problem mit der
Befestigung gegeben. - Sollten Schwierigkeiten
auftreten, danns muss ich einen Prop im Bereich
der Nabe um 3mm dünner fräsen, dann tragen ausreichend
viele Gewindegänge. - Damals ..., da gab es
Holzpropeller in 8"x4", die, weiß Gott warum, deutlich
dünner an der NAbe waren als die heute erhältlichen Nylonpropeller.
Motoreinstellung
Zur
Flugvorbereitung wurde der überprüfte Tank befüllt und auf
Dichtheit kontrolliert. Es war kein Leck zu ent- decken.
Nun kann die Einstellung des Motors erfolgen,
der bereits einige Takte in der Garage gelaufen ist. Er hört sich gut an. Am
nächsten Tag folgte das
Einstellen des Motors. Da im Zuge des Motorservices auch
der Vergaser vollständig zerlegt werden
musste, war die Findung der richtigen Einstellung ein
etwas zeitraubender Vorgang. Jedenfalls
gelang es rasch die richtigen Einstellungen für Leerlauf und
Vollgas zu finden. Selbst das Standgas lässt sich ziemlich
niedrig einstellen und beim Öffnen des Vergasers nimmt
der Motor das Gas ordentlich an. Ich denke die
Einstrellung für den Erstflug perfekt passt.
Mangels
Zeit und Platz trennte ich mich ungeflogender Weise von
dem netten Modell. Ein lieber Klubkamerad war
durch einen Absturz in Modellnot geraten und ich freute
mich, ihm mit dem Fliegerle aushelfen zu können.
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Schwips |
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der stark verharzte Motor nach dem Benzinbad |
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so sah das Innenleben vorher aus |
Einblick auf gereinigten Hauptlagersitz |
Blick in die Zylinderbüchse |
das vordere Kugellager |
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Blick in die entrostete Laufbüchse |
das wieder bewegtliche Pleuel |
die gereinigte Kurbelwelle |
der wieder funktionsfähige Vergaser |
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der fertig zusammengebaute Motor an der
Bugfahrwerksaufnahme |
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die Servos für H und S |
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das fertige Modell |
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passt alles genau? |
Vater und Sohn bewundern das Modell |
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früh übt sich Konstantin im Umgang ... |
mit einem Modellflugzeug |
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